Bankenschelte ist mal wieder in. Sowohl der SPD Kanzlerkandidat Steinbrück als auch die EU haben jüngst Pläne vorgelegt, wie zukünftig Steuerzahler davor geschützt werden können, für systemrelevante Banken mit Steuergeld zu haften. Die Pläne unterschieden sich relativ wenig, setzen vor allem auf ein Instrument: Die Trennung der Geschäfte. So sollen die Geschäftsfelder Investmentbanking und das Kundengeschäft voneinander unabhängig werden, damit die Schieflage des Investmentbankings zukünftig nicht auch die Einlagen der Kunden gefährdet.
Obwohl grundsätzlich eine schärfere Regulierung großer Finanzinstitute sicherlich zu begrüßen ist, zielen die derzeitigen Pläne nach unserer Einschätzung in eine falsche Richtung und sind nicht geeignet, Problemen wie den in der Finanzkrise aufgetauchten wirklich abzuhelfen. Im Gegenteil, sie können Probleme eher noch verschärfen. Nehmen wir als Beispiel die in den USA in die Insolvenz gegangene Bank Lehman Brothers. Hier handelte es sich um eine reine Investmentbank, die praktisch keinerlei Einlagengeschäft mit Privatkunden betrieben hat. Trotzdem sprang die Bank in der Krise über die Klinge und sorgte für die bekannten Auswirkungen an den Finanzmärkten.
Auch wenn wir nicht über den Atlantik gehen, sondern in Deutschland bleiben, sieht die Lage ähnlich aus. Als bestes Beispiel dient hier unser Milliardengrab, die Hypo Real Estate. Auch hier handelte es sich nicht um eine Bank, die wesentliches Privatkundengeschäft betrieben hat, sondern um einen Immobilienfinanzierer. Beide Banken sind nicht mehr zu retten gewesen, sondern werden abgewickelt bzw. verstaatlicht.
Im Gegenzug standen Universalbanken, wie zum Beispiel die Deutsche Bank, in der Krise deutlich besser da, da sie sich nicht nur auf die Refinanzierung am Kapitalmarkt stützen konnten, sondern auch große Mengen an Kundeneinlagen verwalten, die tendenziell weit weniger volatil sind und sich leichter kalkulieren lassen. Mit der Commerzbank musste zwar auch eine große Universalbank gestützt werden, doch hat diese ihre Schulden an den Bund mittlerweile größtenteils wieder zurückgezahlt und agiert selbstständig.
Es zeigt sich, dass die Pläne zur Trennung der Banken wenig bringen dürften (außer vielleicht dem populistischen Schub „wir tun was gegen die bösen Zockerbanken“). Wesentlich sinnvoller wäre es, Transparenz in den Derivatebereich zu bringen, also hier verstärkt auf einen nachvollziehbaren Börsenhandel zu setzen und so die OTC Geschäfte der Institute untereinander einzuschränken. So lassen sich zwar die Verflechtungen zwischen den Instituten nicht unbedingt verringern, aber zumindest erlauben sie es, bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen zu können wer welche Geschäfte tätigt.
Zusätzliche Vorschriften, die die Eigenkapitalunterlegung bestimmter derivativer Instrumente betreffen, können zudem Anreize schaffen, dieses Geschäft zu verringern. Es zeigt sich, dass die Versuche, mit dem Vorschlaghammer und der Brechstange hier in einem Befreiungsschlag die Probleme zu lösen nicht wirklich zielführend sind. Viel wichtiger als populistische Versuche wäre es, mit Verstand an den tatsächlichen Wurzeln der Probleme zu arbeiten. Dies ist der Öffentlichkeit nur leider nicht so leicht vermittelbar, wie eine „Polter-Politik“ à la Steinbrück. Ob die Vernunft siegen wird ist wohl eher ungewiss, man darf gespannt sein.