In der Hälfte der untersuchten Fälle waren die den Kunden zur Altersvorsorge empfohlenen Produkte nicht bedarfsgerecht, so das Ergebnis einer Untersuchung der Initiative Finanzmarktwächter des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv). Bumm, das hatte gesessen. In 50% der Fälle waren die Produkte entweder zu teuer, zu unflexibel, zu riskant oder erwirtschafteten keine ausreichende Rendite. Als Konsequenz ruft die Verbraucherzentrale nach der Politik, um die Beratungsqualität in Deutschland zu verbessern. Doch diese Behauptungen wollte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) nicht auf sich sitzen lassen und hat in einer umfangreichen Stellungnahme die Ausführungen der Studie kommentiert und in dieser Studie ganz erhebliche methodische Mängel aufgezeigt.
Die Schwächen der Studie beginnen schon beim Umfang der Stichprobe: Noch nicht einmal 300 Fälle wurden untersucht, was schwerlich für eine repräsentative Studie ausreichen kann. Doch es kommt aus methodischer Sicht noch deutlich schlimmer: Das Ergebnis konnte kaum besser ausfallen und sollte es vielleicht auch nicht, denn so dilettantisch wie die Prüfer bei der Auswahl der Stichprobe vorgegangen sind, geht es eigentlich nicht: Es wurden ausschließlich Datensätze verwendet von Menschen, die sich wegen der Beratung bei der Verbraucherzentrale beschwert haben. Damit besteht automatisch eine Negativauslese, denn wer zufrieden ist, der beschwert sich nicht.
Angesichts dieser Tatsache ist es eher überraschend, dass immerhin 50% der Fälle in Ordnung waren. Nun mag man argumentieren, dass andere Daten eben nicht verfügbar waren, doch dann ist die Verbraucherzentrale offenbar nicht qualifiziert, eine solche Studie anzufertigen, auf deren verzerrter Basis dann vielleicht weitergehende politische Beschlüsse erfolgen. Eine solche Arbeit hätte man jedem Erstsemester an der Universität um die Ohren gehauen. Hinzu kommt noch, dass die Tester bei praktisch gleichwertigen Produkten teils zu widersprüchlichen Begründungen für die fehlende Eignung kamen: War es mal das zu hohe Risiko, war es an anderer Stelle der zu geringe Aktienanteil.
Es zeigt sich, dass Menschen, die für ihr Alter vorsorgen wollen, sich nicht entmutigen lassen sollten. Sicherlich gibt es immer mal wieder nicht optimale Beratungen, doch indem mehrere Anbieter verglichen werden – sowohl im Hinblick auf die Art der empfohlenen Lösungen als auch bezüglich der damit verbunden Kosten, lassen sich Fehlergefahren deutlich verringern. Hier ist jeder selbst verantwortlich.