Nachdem die Proteste auf Zypern wegen der verordneten Zwangsenteignung von Bankeinlagen (wir berichteten im letzten Beitrag) unerwartet heftig waren, ruderten die Politiker in Zypern eiligst zurück. Im Parlament fand sich auch für das entschärfte Programm, welches einen Freibetrag von 20.000 Euro vorsah, keine Mehrheit – genauer gesagt fand sich keine einzige Stimme für das Paket. Der Schaden in Bezug auf das Vertrauen in die Sicherheit von Bankeinlagen in der Eurozone ist aber nun einmal angerichtet, da nutzt auch das Scheitern des Programmes nichts.
Mit dieser Entscheidung hängt die finanzielle Zukunft des Inselstaates in der Schwebe, da die Europäische Staatengemeinschaft kaum (zumindest dieses Mal nicht) ihre „Rote Linie“ überschreiten kann und dennoch das Portemonnaie öffnen. Dies würde auch dem letzten Politiker klarmachen, dass Zusagen nicht eingehalten werden müssen. Wie es nun in Zypern weitergehen soll, ist indes offen. Die Banken bleiben erst einmal geschlossen, nun heißt es verhandeln. Aktuell ist der Finanzminister Zyperns in Moskau, um dort die Möglichkeiten für einen russischen Hilfskredit zu erörtern. Auch die orthodoxe Kirche auf Zypern hat deutlich gemacht, dass sie ihr Vermögen dem Staat zur Verfügung stellen möchte. Doch ist die aktuelle Situation eher unbefriedigend.
Nachdem es in den letzten beiden Tagen durch die Unsicherheit zu deutlichen Verlusten bei DAX und Euro gekommen war, scheint sich deren Lage zu stabilisieren. Der DAX schwankt um die 8.000er Marke, der Euro hat sich auf knapp 1,30 USD/EUR erholt und der Goldpreis ist wieder leicht zurückgegangen. Der Ausblick die nächsten Tage dürfte vor allem an der Entwicklung um Zypern hängen. Zwar würde eine Pleite des Landes keine bedrohlichen Auswirkungen haben, doch sind die psychologischen Effekte nicht zu unterschätzen, insbesondere in Bezug auf die anderen Krisenstaaten der Eurozone. Vor diesem Hintergrund bleibt die Lage spannend.