Es ist eine absurde Welt. Der Zins, eigentlich eine Prämie, die der Sparer erhält, weil er das Geld jemandem als Kredit zur Verfügung stellt und damit einerseits auf Liquidität, andererseits auf unmittelbaren Konsum verzichtet, ist heute bei manchen Banken nicht einmal mehr null, sondern sogar negativ. Das heißt, wer dort Geld anlegt, der wird dafür bestraft, dass er dem Institut das Geld zur Verfügung stellt. Grund dieser Entwicklung ist die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die in ihrem Bemühen, in den schwachen Südstaaten einerseits Wachstum zu befeuern und andererseits die klammen Staatskassen von der Zinsseite her zu entlasten, die geldpolitischen Schleusen mittlerweile bis zum Anschlag aufgedreht hat. Sogar der direkte Ankauf von Staatsanleihen, die sogenannte Quantitative Lockerung, die der EZB eigentlich in den Verträgen ausdrücklich verboten ist, steht zur Debatte. Offiziell wird dies natürlich alles nur getan, um Deflationsgefahren abzuwenden und die Inflationsrate wieder auf das Ziel von knapp zwei Prozent zu heben. Offiziell…
Scheinbar sind hiervon bisher noch keine Kleinsparer betroffen, sondern nur die großen, institutionellen Kunden, die große Summen bei den Banken parken. Doch diese Überzeugung trügt: Jeder Sparer, der regelmäßig Geld in eine fondsgebundene Rentenversicherung einzahlt oder überhaupt Investmentfonds hält, kann schon heute vom Negativzins betroffen sein. Die Investmentgesellschaften müssen nämlich ihre liquiden Mittel irgendwo verwahren, die benötigt werden, wenn etwa Kunden Anteile zurückgeben oder aber neue Anlagen vom Fondsmanager gekauft werden sollen. Und auf diese Summen können schon heute Strafzinsen fällig werden – die dann selbstverständlich der Kunde zahlt. Natürlich sind die Beträge, um die es geht, unter dem Strich relativ gering. Wenn Fonds etwa eine 10-prozentige Liquiditätsquote halten und auf diese 0,2 Prozent Strafzins zahlen müssen, dann bedeutet das eine Minderung der Gesamtrendite um 0,02 Prozentpunkte. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei diesen Zahlen um eine Momentaufnahme – es ist nicht gesagt, dass sich die Situation nicht noch weiter verschärfen kann.
Vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, dass immer weniger Menschen Geld zur Seite legen, womit nicht nur Geld für die Altersvorsorge gemeint ist, sondern auch schon Rücklagen für kurzfristigen Liquiditätsbedarf. Wenn der Sparer fürs Sparen bestraft wird, wird er weniger sparen. Menschen reagieren auf Anreize – die oberste Regel der Volkswirtschaftslehre. Da soll dann hinterher niemand Krokodilstränen weinen und sich wundern, dass die Sparquote der Menschen immer weiter zurückgeht. Profitieren können von dieser Entwicklung dagegen diejenigen, deren Lebens- und Rentenversicherungen mit einem größeren Aktienanteil ausgestattet sind, da die Aktienmärkte von einer solchen Liquiditätsschwemme tendenziell profitieren: Wenn das Geld nicht sicher und günstig geparkt werden kann, werden vermehrt Aktien gekauft, was entsprechend zu Preissteigerungen führt.
Daher sollten Kunden ihre Policen zeitnah überprüfen, welche Fonds darin enthalten sind und sich gegebenenfalls über Wechselmöglichkeiten schlau machen. Bei der Autoversicherung wechseln viele Menschen, wenn sie einen günstigeren Tarif ergattern können. Hier können Tarifrechner im Internet, wie der, den wir auf dieser Seite anbieten, helfen. Doch bei Fondspolicen sind die Inhaber im Vergleich sehr zögerlich. Und das, obwohl es hierbei auf die lange Sicht um deutlich größere Summen gehen kann als bei der Autoversicherung.